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Schreibwettbewerb Tealk 2 years ago 0%

1. Schreibwettbewerb Geschichte von Nika

Schon seit einer ganzen Weile starrte er ihn an, ihn, dieses kleine flauschige Wesen. Helles kurzes Fell mit dunkleren Streifen, ein schmaler Kamm mit Dornen erstreckte sich vom Gesicht über den Rücken. Weiter konnte er nicht sehen, dazu hätte er sich drehen müssen und den anderen aus dem blick entlassen. Und es starrte zurück, drehte auch den Kopf, von einer Seite zur anderen um sich alles genau von allen Seiten anzusehen.

En breiter Schädel, zwei Ohren, zwei Augen, die schnell und in regelmäßigen Abständen blinzelten. Eine Reihe kleiner scharfer Zähne, keine üblen Hauer wie das Ding, dass er in den Pfoten drehte und längst als Zahn eines viel größeren Tieres identifiziert hatte. Winzig war er dagegen. Wahrscheinlich fraß der Besitzer diese gigantischen Dinges solche wie ihn zum Frühstück. Oder vielleicht auch nicht.

Und dann war da war eine Nase die unaufhörlich schnupperte. Aber der andere roch nach nichts außer nach Brackwasser. Auch kein Wunder, Pino war schließlich nicht blöd, Spiegelbilder in Pfützen rochen nun einmal nach nichts, eben nach Pfütze und Brackwasser. Aber das brachte ihn kaum weiter.

Wenn er sich wenigstens daran hätte erinnern können, wo und in welcher Situation er es zuletzt noch gehabt hatte, dieses bescheuerte Gedächtnis, das würde es ihm um ein vielfaches leichter machen, es wiederzufinden. Und im übrigen, wie hatte er es jemals verlieren können? Und wie fand man es wieder? Wie erkannte man, ob es das eigene war und nicht ein vollkommen fremdes? Wohin geriet ein Gedächtnis überhaupt, wenn man es verlor? Zu den Schlüsseln und Socken in etwa? Dann wäre es wenigstens nicht so alleine.

Er setzte sich kurz auf den ansonsten trockenen Waldboden, dachte nach, kratzte sich mit einem Krallenbewehrten Hinterfuß hinter dem Ohr. Er sollte danach suchen. Vielleicht konnte man der Duftspur folgen? Auch wenn er nicht genau wusste, wie ein Gedächtnis riechen sollte, nicht einmal das eigene, so konnte er aber doch vielleicht der eigenen Spur nachgehen. Hieß es nicht, wenn man nicht weiter wüsste solle man dorthin zurückgehen wo man es zuletzt noch gewusst hatte?

Klang nach einem Plan. Und wenn er schon suchte, dann fand er vielleicht auch noch ganz anderes, andere wie ihn selbst zum Beispiel, oder solche wie den Besitzer des gigantischen Zahnes.

Wo hatte er den den überhaupt her? Irgendwem musste er schließlich gehört haben. Vielleicht hatte er ja irgendwo einen gigantischen Freund, der sowohl seinen Zahn also auch ihn schmerzlich vermisste. Es wäre also sicher gut, dorthin zurückzukehren. Denn bei einem war sich Pino gewiss, er war nicht nur freundlich und liebenswert, sondern auch klug und mutig. Er ließ sich nicht dadurch verschrecken, dass er sich nicht mehr daran erinnerte wer er war und woher er kam. Entweder er würde es wiederfinden oder er würde ganz einfach etwas neues daraus machen, komme was da wolle. Vielleicht fand ja gerade in diesem Moment eine spannende Geschichte statt, zu deren Mittelpunkt er nun werden konnte. Und es sollte eine Geschichte sein, die mit der Suche nach einer Erinnerung begann und der Suche nach Freundschaft begann.

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